Warum reagieren manche Menschen besonders sensibel auf Stress, während andere scheinbar unerschütterlich bleiben? Warum wiederholen sich bestimmte Verhaltensmuster, Ängste oder Blockaden in Familien über mehrere Generationen hinweg? Die Antwort darauf könnte in einem faszinierenden Forschungsfeld liegen: der Epigenetik.
Die Epigenetik zeigt, dass wir nicht nur die Gene unserer Vorfahren erben, sondern auch die Spuren ihrer Erfahrungen. Traumatische Erlebnisse, chronischer Stress, aber auch positive Einflüsse können sich in Form epigenetischer Markierungen auf unsere Genaktivität auswirken – und diese Veränderungen können an die nächsten Generationen weitergegeben werden.
Dieser Mechanismus spielt eine zentrale Rolle in der LE.BE-Methode, denn er zeigt, dass unsere frühesten Prägungen nicht nur auf unseren eigenen Erfahrungen beruhen, sondern oft tief in unserer Familiengeschichte verwurzelt sind. Wer versteht, welche epigenetischen Muster in ihm wirken, kann gezielt daran arbeiten, alte Blockaden zu lösen, Stressmuster zu regulieren und neue Entwicklungspfade zu beschreiten.
Lange Zeit ging die Genetik davon aus, dass unsere DNA unser Schicksal bestimmt – festgelegt bei der Geburt, unveränderlich. Doch die Epigenetik zeigt: Unsere Umwelt, unsere Erfahrungen und sogar unsere Gedanken können beeinflussen, welche Gene aktiv sind und welche nicht.
Dieser Prozess geschieht durch chemische Markierungen auf der DNA oder den Proteinen, die sie verpacken (Histone). Diese Markierungen beeinflussen, wie leicht oder schwer bestimmte Gene abgelesen werden können. Sie verändern also nicht den genetischen Code selbst, sondern dessen Funktionsweise – und genau das macht sie so bedeutsam.
Wichtige Mechanismen der epigenetischen Regulation sind:
– DNA-Methylierung: Kleine chemische Gruppen (Methylgruppen) lagern sich an die DNA an und blockieren die Aktivierung bestimmter Gene. Beispielsweise kann ein Gen, das für Stressbewältigung verantwortlich ist, durch hohe Methylierung „stummgeschaltet“ werden – mit der Folge, dass die betroffene Person empfindlicher auf Belastungen reagiert.
– Histon-Modifikationen: Histone sind Proteine, um die die DNA gewickelt ist. Durch chemische Veränderungen dieser Proteine kann die DNA „enger verpackt“ oder „geöffnet“ werden – was den Zugang zu bestimmten Genen erleichtert oder erschwert.
Diese Prozesse werden nicht nur durch unsere eigenen Erfahrungen beeinflusst, sondern auch durch die Erfahrungen unserer Vorfahren.
Studien zeigen, dass traumatische Erlebnisse nachhaltige epigenetische Spuren hinterlassen können, die sich über mehrere Generationen hinweg auswirken. Ein bekanntes Beispiel ist die Forschung zur Nachkriegsgeneration:
– Eine Studie mit Nachkommen von Holocaust-Überlebenden fand Hinweise darauf, dass bestimmte Gene, die für die Stressbewältigung verantwortlich sind, bei den Kindern der Überlebenden epigenetisch verändert waren. Sie zeigten eine höhere Anfälligkeit für Angststörungen und Stressreaktionen, obwohl sie die traumatischen Erlebnisse nicht selbst gemacht hatten.
– Ähnliche Mechanismen wurden bei den Enkeln von Menschen nachgewiesen, die Hungersnöte erlebten. In den Niederlanden zeigte sich, dass Kinder von Müttern, die während der „Hongerwinter“-Hungersnot 1944/45 schwanger waren, veränderte Stoffwechselmuster aufwiesen – und das sogar noch in der dritten Generation.
Solche epigenetischen Prägungen können sich in Form von unbewussten Triggern äußern: Menschen reagieren plötzlich mit Stress, Angst oder Unsicherheit in bestimmten Situationen – ohne genau zu wissen, warum. Diese Reaktionen sind oft tief im biologischen Erbe der Familie verankert.
Die LE.BE-Methode nutzt dieses Wissen, um individuelle Stressmuster zu verstehen und gezielt daran zu arbeiten. Denn epigenetische Markierungen sind nicht in Stein gemeißelt – sie sind veränderbar.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass Bewegung, Achtsamkeit, bewusste Atmung und gezielte emotionale Arbeit epigenetische Muster positiv beeinflussen können. Genau hier setzt die LE.BE-Methode an:
– Durch gezielte Bewegungsübungen können frühkindliche Reflexe integriert und alte Stressmuster neu organisiert werden.
– Durch bewusste Regulation des Nervensystems lässt sich die epigenetische Stressprogrammierung abschwächen.
– Durch das Erkennen epigenetischer Muster können Menschen neue Handlungsspielräume gewinnen und sich von belastenden Prägungen lösen.
Die LE.BE-Methode zeigt, dass wir nicht einfach „Opfer“ unserer Gene oder unserer Familiengeschichte sind. Wir haben die Möglichkeit, bewusst in unsere eigene Entwicklung einzugreifen, alte Muster zu durchbrechen und neue Wege zu gehen.
Fazit: Die Vergangenheit verstehen, die Zukunft gestalten
Epigenetik ist kein „Hokuspokus“, sondern eine wissenschaftlich fundierte Erkenntnis darüber, wie tiefgreifend Umwelt und Erfahrungen unser Erbgut beeinflussen. Unsere familiären Prägungen sind nicht nur Geschichten, die wir uns erzählen – sie sind in unseren Zellen eingeschrieben. Doch das bedeutet nicht, dass wir ihnen ausgeliefert sind.
Die LE.BE-Methode nutzt dieses Wissen, um Menschen zu unterstützen, bewusster mit ihren unbewussten Reaktionsmustern umzugehen. Denn was sich über Generationen entwickelt hat, kann sich auch über bewusste Bewegung, Achtsamkeit und gezielte Arbeit mit dem Nervensystem wieder verändern.
Vergangenheit ist nicht gleich Zukunft – jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich neu zu programmieren.
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